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Räucherwerk in der Geschichte der Menschheit

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Geräuchert wird seit der Mensch das Feuer nutzt. Unsere Vorfahren dürften die Erfahrung gemacht haben, dass unterschiedliche Hölzer nicht nur verschiedene Gerüche in das Feuer ihrer Höhlen brachten, sondern sich durch Beigabe von Pflanzen, Wurzeln, usw. auch verschiedene Effekte eingestellt haben – von halluzinugenen Rauschwirkungen bis zur Linderung von Schmerzen, Krankheiten. In 60.000 Jahre alten Gräbern von Neandertalern fand man Grabbeigaben in Form von Kräutern und Pflanzen sowie kleine Altare. Der Bernstein dürfte bereits zu dieser Zeit als reinigendes, ionisierendes Räucherwerk bekannt gewesen und genutzt worden sein.

Im Laufe der Geschichte haben die Menschen sich dies zu Nutzen gemacht und wir finden das Räuchern in allen Kulturen:

Die alten Ägypter führten 1500 v.Chr. bereits Expeditionen durch, mit denen sie Weihrauch, Myrrhe und andere Räucherstoffe wie Zimt oder Benzoe (Styrax) ins Reich holten. Man räucherte um die Götter zu ehren, aber auch bereits Mischungen, die z.B. für einen ruhigen Schlaf und angenehme Träume sorgen sollten. Zudem war das Räucherwerk wichtiger Bestandteil des ägyptischen Totenkults und wurde bei der Mumifizierung ebenso wie bei der Bestattung verwendet. Es wurde auch in Verbindung mit Kosmetika als Parfüm benutzt, um die Damen in „betörenden“ Duft zu hüllen.

Die Araber trieben bereits 950 v. Chr. Handel im Raum des Mittel- und Roten Meeres mit Weihrauch, Myrrhe, Zimt und Gummiharz. Die Weihrauchstraße verband den Handel Arabiens mit Palästina, dem gesamten Ostafrikanischen Raumes, Somalia, aber auch Importe aus Indien und China – und somit auch den Austausch von Informationen, Lebensmitteln, Kultur und Handwerkskunst.

Der Orient mit seiner sinnlichen „1001 Nacht“-Mystik ist der Wohlgeruch elementar – und wurde auch später von Mohamed im Koran verankert, wo es viele Hinweise auf Kräuter und Harze gibt, die der Gesundheit und Hygiene dienen. Moschus, Ambra und Adlerholz dienen die Kleider zu beduften, aber auch die Frauen und Männer selbst stellten sich in den Rauch um sich auf erotische Begegnungen vorzubereiten. Räuchermixturen sollen Dämonen vertreiben, vor dem bösen Blick schützen, bei Krankheiten helfen. Sie werden bei allen gesellschaftlichen Anlässen und Festen geräuchert – so z.B. als Abschluss eines Festmahls.

Im antiken Griechenland wurden Räucherharze zunächst nur zu religiösen Zwecken verwendet – u.a. um den unangenehmen Geruch von Tieropfern zu überdecken. Im regen Handel mit Persien, Ägypten und Arabien entstand aber bald eine ausgeprägte Duftkultur, die erstmals den Begriff des „göttlichen Wohlgeruchs“ prägte. Aphrodisierendes Räucherwerk und Salben wurden Aphrodite gewidmet, um die sinnliches Erleben und Lust zu steigern: Harze und Hölzer, Muskat, Zimt, Nelken. Die Räucherungen waren auch wesentlicher Bestandteil der griechischen Heilkunst. Auch das berühmte Orakel von Delphi war in psychoaktive Rauchwolken gehüllt – Lorbeer, Hanf und Bilsenkraut.

Die Römer nutzen ursprünglich nur wenig Räucherwerk wie Zypressen, Wacholderholz, Lorbeer oder Pinien, um bei Festen die Götter zu huldigen und teilweise für hygienische Zwecke. Im Kontakt mit den nordafrikanischen Völkern übernahm man aber viele Räucherriten und es entwickelte sich eine ausschweifende, pompöse Duftkultur. So wurden gesetzlich Zuordnungen von Räucherstoffen zu den entsprechenden Gottheiten definiert. Die Römer nutzen Rauch und Düfte um sich zu parfümieren und z.B. berittene Soldaten so beschützt in die Schlacht ziehen zu lassen, öffentliche Gebäude wurden beduftet, Wein mit duftenden Harzen versetzt, aber auch im Schlafgemach hüllten sich die Liebenden in Wolken aus Weihrauch.

Den Wert von Räucherwerk in der damaligen Zeit erkennt man z.B. an den Gaben der 3 Weisen aus dem Morgenland, die dem neugeborenen Messias Gold, Myrrhe und Weihrauch brachten – also gleich 2 Räucherstoffe, die ebenso wertvoll wie Gold waren. Es finden sich auch in der zahlreiche Hinweise in der Bibel für den Einsatz von Räucherungen z.B. bei der Behandlung von Aussätzigen mit Ysop, Zeder und Karmesin – oder auch im heiligen Salböl, dem Myrrhe und Aloe zugesetzt war.

In der naturverbundenen germanischen und keltischen Kultur nutzen die Heilkundigen Räucherungen zum Schutz von Haus und Mensch, vor Missernten, Unwetter, Unglück, als Liebeszauber, bei den Festen im Jahreskreis und vielem mehr – und vieles davon wurde auch nach der Christianisierung beibehalten und hat sich teilweise bis heute gehalten. So wurde Baldrian geräuchert um die Dämonen aus dem Haus fernzuhalten, Arnika um Gewitter zu vertreiben. Zur Sommersonnwende Kräuterbüschel gesammelt, getrocknet und dann in den Rauhnächten zum Austreiben der bösen Geister in Haus und Stall geräuchert. Heute werden diese Weihebuschen an Mariä Himmelfahrt gesammelt und dann zu Mariä Lichtmess verbrannt. Traditionell werden oft 9 Kräuter verwendet: Arnika, Alant, Kamille, Königskerze, Ringelblume, Salbei, Schafgarbe, Wermut und Wacholder.

Das Räuchern war nicht nur Element der traditionellen europäischen Heilkunst und Kräuterkunde. Druiden, Kräuterweiber und Heiler*innen nutzen Fliegenpilz, Bilsenkraut, Tollkirsche, Hanf und andere psychoaktive Pflanzen für außerkörperliche Erfahrungen. Mit ihnen ging einerseits viel dieses alten Wissens in den Feuern des Hexenwahns unter, doch einiges wurde auch in der Klostermedizin und Heilkunde bewahrt.

Hildegard von Bingen empfahl z.B. Weihrauchräucherungen dessen Rauch „den üblen Qualm, der das Gehirn und Gehör des Menschen auslöscht“. Auch in der Pest-Epidemie wurden große Wacholder-Feuer entzündet, dessen Rauch keimtötend wirkt, Häuser wurden mit Baldrian, Bibernelle (Pimpinelle), Salbei geräuchert. Der Rauch von Bilsenkraut in den Mund genommen, sollte Zahnschmerzen lindern. Allgemein fanden sich in der Klostermedizin viele dieser Kräuter wie der Hanf, der Schlafmohn, etc.

Die indigenen Kulturen Nord- und Südamerikas nutzten ebenfalls Räucherwerk in vielen Situationen. Mayas und Azteken verwendeten vorallem weihrauchähnliche Copal-Harze für religiöse Zwecke, Opferräucherungen aber auch für medizinische Zwecke bei Erkältungen, um abgestorbene Föten auszutreiben, bei Menstruationsbeschwerden, etc. Die Gottheiten der Azteken ernährten sich von „Blut und Weihrauch“. Auch Kakaoschalen wurden in Verbindung mit Baumharzen geräuchert.

Die Natives Nordamerikas räuchern traditionell ehr heilige Pflanzen wie Tabak, Weißen Salbei, Präriebeifuß, Cedar und Sweetgras (Mariengras) zu vielen Anlässen wie Übergangsritualen, Schwitzhütten, als Dank nach erfolgreicher Jagd oder Bitte für Beute, für Gebete und Bitten an den großen Geist. Auch die berühmte Friedenspfeife ist ein bekanntes Symbol des Räucherns. Dem Verständnis nach geht es hier i.d.R. darum den Geist der Pflanze zu nutzen, z.B. bei der Jagd den Duft des Pflanzengeistes überzustreifen und dadurch für die Tiere nicht mehr wahrnehmbar zu sein.

Indien wird von vielen mit exotischen Düften wie Sandelholz, Patchoulie, Weihrauch und Jasmin verbunden. Räucherwerk wird den Göttern als Opfer dargebracht und in den buddhistischen Tempeln für die Meditation genutzt. Bei der Verbrennung von Toten soll durch das Räuchern der Gestank übertönt und die Wiedergeburt erleichtert werden. Auch im Kamasutra ist der Duft und seine Anwendung bedeutendes Element. Die Yogis wollen mit dem Duft von Sandelholz die Energie der Kundalinischlange wecken.

Die ayurvedische Heilkunst nutzt Nelken, Kampfer, Zimt, Guggul oder Benzoe um Schmerzen zu lösen, Atemwegserkrankungen zu heilen oder allgemein zur Reinigung von Patienten und Räumen. Angenehme Gerüche sollen auch Ruhe und Frieden bei psychischen Erkrankungen bringen.

In China und Japan finden wir ebenfalls eine ausgeprägte Räucherkultur. Zu meditativen Zwecken und in Tempeln wurden Düfte ebenso eingesetzt wie in der taoistischen und traditionellen chinesischen Heilkunst, wo gerne Kampfer, Hanf, Beifuß (Moxakraut), Elemi, Basilikum, Thuja, etc. verwendet wird um die Balance zwischen Körper und Geist wieder herzustellen. In Japan gibt es die 10.000 Jahre alte Tradition des Weihrauchfestes und im Laufe der Zeit die rituelle, achtsame Kunst des Koh-Do (Weg des Rauches) entwickelt.

In den buddhistischen Tempeln sowohl in Asien als auch Nepal und der Himalayaregion kommen vor allem Räucherstäbchen zum Einsatz.

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